Wolf S. Dietrich ist ein bekannter Krimi-Autor. Wir haben uns gefragt, wie ein Autor überhaupt das Schreiben eines neuen Buchs startet. Schließlich müssen einige Seiten spannend und mit einem Konzept gefüllt werden. Wie läuft also dieser Prozess? Hat ein erfahrener Autor, wie Wolf S. Dietrich mit Schreibblockaden zu kämpfen? In unserem zweiten Interview mit Wolf S. Dietrich finden wir dies für Sie heraus.
Berger Touristik: Wie sieht Ihr perfekter „Schreibtag“ aus?
Wolf S. Dietrich: Am besten kann ich schreiben, wenn ich den Kopf frei habe, wenn keine anderen – möglicherweise dringenden – Dinge wie Steuererklärung, Arztbesuch oder Werkstatttermin anliegen, und ich die vor mir liegenden Stunden frei gestalten kann.
Vorbereitung
Berger Touristik: Wo und wie halten Sie Ihre Notizen fest?
Wolf S. Dietrich: Ideen und Einfälle oder verwertbare Erlebnisse und Begegnungen versuche ich so schnell wie möglich am Computer aufzuschreiben. Gelegentlich notiere ich mir ein Stichwort auf einem Zettel, einem Einkaufsbeleg oder einem Zeitungsrand und übertrage den Gedanken später in die Ideensammlung zum jeweiligen Manuskript.
Berger Touristik: Wie starten Sie in ein neues Buch? Planen Sie vorab detailliert die Handlung oder schreiben Sie „drauflos“?
Wolf S. Dietrich: Es ist wohl eine Mischung aus beidem. Im Gegensatz zu einigen Autoren – wie John Irving, der von sich sagt, er beginne mit dem Schreiben erst, wenn er die Geschichte vollständig im Kopf habe –, entwickle ich die Geschichte während des Schreibens. Diese Arbeitsweise führt gelegentlich dazu, dass es mich an den Computer zieht, weil ich erfahren möchte, wie die Geschichte weitergeht. Ganz ohne Planung geht es natürlich auch nicht. Um einen Kriminalroman beginnen zu können, muss ich vorab wissen, wer wen umbringt und warum er oder sie mordet. Und natürlich muss klar sein, wo das Tötungsdelikt angesiedelt ist. Dazu gehören nicht nur die örtlichen Gegebenheiten wie – beispielsweise im "Sommerabend" – Cuxhaven und umzu, die Insel Helgoland oder die Nordsee, sondern auch die Entscheidung über das gesellschaftliche Umfeld. Ereignet sich die Tat in einer Familie, in einem Unternehmen oder in einer anderen sozialen Gruppierung? Wenn diese Fragen beantwortet sind, überlege ich mir eine Einstiegsszene, dann geht es los.
Schreibblockkaden
Berger Touristik: Haben Sie Schreibblockaden? Wenn ja, was ist Ihr Trick um diese zu überwinden?
Wolf S. Dietrich: Mit regelrechten Blockaden hatte ich noch nicht zu tun. Ich wüsste auch nicht, wie man diese mit einem Trick überwinden könnte. Aber natürlich gibt es Phasen, in denen mir nichts Zufriedenstellendes zum Fortgang der Handlung einfällt. Dann muss ich nach Anregungen suchen. Oder einfach abwarten, bis die kreativen Ideen wieder fließen.
Berger Touristik: Lassen Sie sich leicht vom Schreiben ablenken?
Wolf S. Dietrich: Das ist unterschiedlich. Wenn ich eine Vorstellung von einer Szene oder vom Fortgang der Handlung im Kopf habe, fällt es mir nicht schwer, mich auf das Schreiben zu konzentrieren. Wenn ich das Gefühl habe, dass der Kopf leer ist, kümmere ich mich gern um andere Dinge, die auf Erledigung warten.
Berger Touristik: Was lesen Sie selber gerne?
Wolf S. Dietrich: Am liebsten historische Romane, bei denen ich in eine andere Zeit und damit in eine andere Welt eintauchen kann.
Vielen Dank an Herrn Wolf S. Dietrich, dass sich wieder Zeit für uns genommen haben. Wir sind gespannt, woran Sie als nächstes arbeiten werden.